Keine Maschinenbeschreibung sondern die Erfolgsstory des Trockenen –Inline-Hipot-Tests
Wir schreiben das Jahr 2007, Oerlikon Solar hat gerade seine erste komplette Turn-Key-FAB für Dünnschicht Glas-Glas-Module basierend auf amorphem Silizium an die ERSOL ENERGY AG in Erfurt ausgeliefert.
Die Leistung der FAB beträgt zu diesem Zeitpunkt 80MW die Taktzeit liegt bei ca. 42 Sekunden.
HARREXCO wurde als Prozessautomatiserer durch ERSOL beauftragt den bereits bestehenden Entschichtungsprozess zu überarbeiten und richtig zu parametrisieren. HARREXCO erhielt im Zuge dessen einige entschichtete und teilentschichtete Glassubstrate. Um den Grad an Entschichtung zu messen, musste eine Messvorrichtung her. Beschichtete Glassubstrate sind aber hochempfindlich wir wollten weder die Schichten noch das Glas zerstören. Daraufhin entwickelte Harald Apfelthaler über Nacht eine Vorrichtung bestehend aus einem Prüfrahmen und extrem elastischem Kontaktiermaterial. Mit dieser Vorrichtung war es dann möglich den Grad der Entschichtung zu analysieren und eine Empfehlung zur Parametrisierung der Randentschichtung zu geben.
Kurze Zeit später stand bei ERSOL die IEC 61646 Zertifizierung der FAB ins Haus. Da aber die bisherige Erfahrung in der TÜV-Abnahme-Prozedur eher dünn und es bekannt war, dass Harald Apfelthaler bereits selbst Produktionsleiter in der Sicherheitsglas-Herstellung war, erhielt HARREXCO den Auftrag die Linie durch die IEC 61646 TÜV-Prüfung zu bekommen. Die Anforderungen sahen damals vor, dass der Prüfer wahllos einzelne Module aus der Fertigung nimmt und diese dann im TÜV-Labor prüft. Besondere Kopfschmerzen machte der Wet Leckage-Test, der vorsah das komplette Modul in ein Wasserbad zu tauchen und auf Isolation zu prüfen. Die Norm sah eine Inline-Prüfung zu diesem Zeitpunkt gar nicht vor. HARREXCO überprüfte den Markt nach Messmaschinen für Isolationstests und auch die Patentliteratur. Es wurde klar, dass es hier nichts gibt, was sich als Inline-Anwendung mit Taktzeiten von 42 Sekunden pro Modul verwenden lässt. Also beschloß HARREXCO die Hilfsvorrichtung aus dem Substrat-Test maschinentauglich zu automatisieren und zum Patent anzumelden. Und während unser Patentanwalt unter Hochdruck dabei war die Patentschrift zu formulieren, baute HARREXCO den ersten Trocknen-Inline Hipot für Glas-Glas Module. 3 Tage nach der Patentanmeldung verließ die Maschine unser Haus und wurde in der Linie installiert.
Es musste ein bisschen getrickst werden, da HARREXCO in die Oerlikon-Linie nicht eingreifen konnte und auch keine Schnittstellenbeschreibung zum Oerlikon MES hatte, wurde kurzer Hand eine Datenbank programmiert, welche die Modul-ID von Oerlikon mit den Hipot-Prüfparametern, den HiPot-Prüfergebnissen und dem Klartext-Ergebnis erfasste. Dadurch wurde der komplette Prüfablauf sowie das Ergebnis zu 100% digital erfasst.
Kritisch durch die Elektrotechnik-Ingenieure von ERSOL beäugt, führte Harald Apfelthaler die Maschine dem TÜV-Prüfer vor. Es wurden Wetten abgeschossen ob der Prüfer die Form der Kontaktierung überhaupt akzeptiert, keine Prüfspitzen, kein Wasser, keine Normerfassung. Zur Sicherheit baute HARREXCO noch Referenzen welche extern 17025 zertifiziert wurden, um sicherzugehen, dass die Maschine absolut 100% richtig misst.
Der TÜV-Prüfer war begeistert, die Maschine prüfte jedes Modul absolut sicher und an allen Isolationsstellen die ein Glas-Glas-Modul so hat. ERSOL bekam die TÜV-Zertifizierung. Aber auch Oerlikon war von unserer Maschine begeistert und nur 5 Monate später verließen unser Haus sofort 4 weitere Maschinen welche diesmal von Oerlikon bestellt wurden, HARREXCO wurde über Nacht Oerlikons Standard-Inline Lieferant. Die Maschine qualifizierte sich quasi selbst. Besonders stolz waren wir als Oerlikon diese Maschine mit Ihrem eigenen Namen versehen hatte und Ihn ab sofort Oerlikon HPT nannte.
Und damit es nicht langweilig wurde hatte Oerlikon 2009 den SECS/GEM PV 02 Standard eingeführt und damit natürlich auch HARREXCO. Der SECS/GEM PV 02 Standard und die extrem leistungsstarken Oerlikon Ingenieure ermöglichten nun die Taktzeiten in den FABs auf wahnsinnige 36 Sekunden zu reduzieren. Oerlikon Solar wurde 2012 an Tokyo Electron Limited (TEL) veräußert und hieß ab diesem Zeitpunkt TEL Solar AG.
Der weitere Verlauf für ERSOL war ein Verkauf der FAB an BOSCH.
HARREXCO hat 2013 das Patent erhalten, aber bereits 2009 haben wir unsere eigene Maschine wegautomatisiert und einen Handlings-Mess-Roboter entwickelt auch dafür haben wir ein Patent erhalten.